Praktische Tipps, wie Sie Lernende im Homeoffice betreuen
Ausbildungsziele müssen auch in Zeiten der Pandemie erreicht werden. Anlässlich des ersten Erfahrungsaustausch-Meetings des Vereins Triebwerk haben die Berufsbildner*innen unterschiedlicher regionaler Betriebe berichtet, wie sie es schaffen ihre Lernenden weiterhin zu motivieren und gemeinsam die Lernziele zu erreichen. In diesem Blog finden Sie Inspirationen und praktische Tipps, wie auch Sie Ihre Lernenden im Homeoffice motivieren.
Es ist beeindruckend mit welchem Engagement die Verantwortlichen für Berufsbildung in den Schweizer Lehrbetrieben Lösungen suchen, damit die berufliche Ausbildung nicht unter Homeoffice, Fernunterricht und Kurzarbeit leidet. Die Lernenden müssen motiviert bleiben und die Lernziele im Ausbildungsbetrieb, sowie in der Berufsschule erreicht werden. Alle Teilnehmer der Diskussion waren sich einig: Die Ausbildung ist in Zeiten der Pandemie aufwendiger, der Aufwand lohnt sich aber. Die wichtigsten Erfahrungen haben wir für Sie zusammengetragen:
Empfehlung 1: Tägliche Kommunikation mit den Lernenden ist unerlässlich
Im Ausbildungsbetrieb ist die tägliche Kommunikation zwischen Berufsbildner*in und Lernenden selbstverständlich. Doch, wenn Lernende im Homeoffice arbeiten müssen, ist die regelmässige Kommunikation genauso unerlässlich. Deswegen sollten Berufsbildner*innen jederzeit sicherstellen, dass sie sich regelmässig mit Ihren Lernenden austauschen. Die Diskussionsteilnehmer haben dabei gute Erfahrungen mit einer täglichen 15-minütige virtuellen Sitzung mit allen Lernenden, regelmässigen Telefongesprächen oder einer «Hotline» für die Lernenden gemacht.
Und ganz wichtig: Lernende müssen bei Fragen ihre Bezugspersonen jederzeit für Hilfeleistungen und fachliche Unterstützung kontaktieren können.
Empfehlung 2: Berufsbildner*innen sollten das Befinden der Lernenden abfragen
Lernende sind in Zeiten der Pandemie mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert. Nicht alle haben ein trautes Heim. Nicht allen steht ein eigenes Büro zu Hause zur Verfügung. Teilweise arbeiten mehrere Familienangehörige im Homeoffice und man hat innerhalb der Familie zu wenig Distanz. Aber auch schlecht durchgeführter Fern- oder hybrider Präsenzunterricht führen zu Frustrationen. Die Jugendlichen können nur schwer den persönlichen Kontakt zu anderen Lernenden und Kollegen pflegen.
Es ist deswegen wichtig, dass Sie bei den Gesprächen auch nach dem Befinden der Lernenden fragen. Gehen Sie aktiv auf die Sorgen und Herausforderungen Ihrer Lernenden ein.
Empfehlung 3: Homeoffice nicht für alle Lernenden
Je jünger der*die Lernende ist, desto mehr Unterstützung benötigt er*sie bei der Gestaltung der Arbeit im Homeoffice. So waren sich alle unsere Diskussionsteilnehmer auf dem Erfahrungsaustausch-Meeting des Vereins Triebwerk einig.
Lernende im ersten – und teilweise auch im zweiten – Ausbildungsjahr sollten, wenn immer möglich, im Ausbildungsbetrieb arbeiten können. Dazu haben die Lehrbetriebe unserer Diskussionsteilnehmer teilweise neue Arbeitsplätze z.B. in Sitzungszimmern eingerichtet oder die jungen Lernenden an einem verlassenen Arbeitsplatz arbeiten lassen.
Die Präsenz im Lehrbetrieb an mindestens einem oder zwei Tagen pro Woche unterstützt die jüngeren Lernenden, sodass auch sie motiviert bleiben und ein Leistungsabfall ausbleibt.
Empfehlung 4: Berufsbildner*innen müssen Strukturen vorgeben
Junge Menschen benötigen Strukturen. Alle Berufsbildner*innen waren sich einig: Den Lernenden müssen Strukturen vorgegeben werden. Am Besten durch:
- Physische Präsenz an festgelegten Zeiten am Arbeitsplatz
- Fixe Sitzungstermine mit physischer und virtueller Teilnahme
Empfehlungen 5: Engere Führung der Lernenden ist notwendig
Die QV findet auch während der Pandemie statt. Das muss den Lernenden immer wieder bewusst gemacht werden. Eine enge Führung der Lernenden ist sehr wichtig. Sie müssen klar formulierte Aufträge erhalten. Unterstützend sei es – so unsere Diskussionsteilnehmer- , wenn Aufgaben schriftlich z.B. in One Note gelistet werden. Und/oder der*die Lernende ein Arbeitsjournal in Form eines Tagebuchs führen muss, das die betreuende Person regelmässig kontrolliert.
Gemäss Marcel Capeder, Leiter Berufsbildung bei der Starrag AG, müssen Lernende jetzt wahrnehmen, dass sie vom Ausbildungsverantwortlichen Unterstützung und Rückhalt erhalten.
Empfehlung 6: Zusätzliche Projekte um Lehrauftrag erfüllen zu können
Auch die Fisba Optik AG hat seit Monaten Kurzarbeit und zwar jeweils am Freitag. Bei Lernenden soll aber – wann immer möglich – Kurzarbeit verhindert werden. Wieso? Mit Kurzarbeit ist es kaum möglich die Lernziele zu erreichen. So initiieren Berufsbildner*innen spezielle Projekte, die sie am Freitag mit den Lernenden bearbeiten.
Die Kurzarbeitsentschädigung für den Berufsbildner kann für diesen zeitlichen Einsatz trotzdem beim zuständigen kantonalen Amt angefordert werden.
So profitiert alle. Der*die Berufsbildner*in, indem er*sie für diesen Einsatz eine 100 % Lohnentschädigung erhält, der Lernende, indem er unterstützt wird seine Lernziele zu erreichen und der Ausbildungsbetrieb, da er die Kurzarbeitsentschädigung trotzdem erhält.
Fazit: Die Ausbildungsqualität bleibt erhalten
Die Begleitung der Lernenden verursachte seit Frühjahr 2020 bei allen Berufsbildungsverantwortlichen einen Mehreinsatz. Dieser Einsatz lohnt sich aber. Viele Erschwernisse konnten abgefedert und die Ausbildung qualitativ gewährleistet werden. Zudem zeigten sich auch bei vielen Lernenden positive Effekte: Sie arbeiten selbständiger und effizienter.